Rote Post #41

Posted: August 9th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #41

 

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BERLIN

Karls Erdbeerhof: Ausbeutung in der Erdbeere

Im Juni beginnt die Saison für den Erdbeerverkauf, diese dauert normalerweise ungefähr zwei Monate. Pünktlich dazu sprießen in Berlin, und auch in anderen Städten, knallrote Erdbeerbutzen aus dem Boden. Diese gehören zu „Karls Erdbeerhof“, dem Erdbeer-Imperium von Robert Dahl, seiner Schwester Ulrike und weiteren Familienmitgliedern. Karls Erdbeeren gibt es nur an diesen Ständen zu kaufen. Doch das allein reicht natürlich nicht aus, um im Jahr 2017 geschätzt 44 Millionen Euro Umsatz zu machen: Sieben Hofladen-Standorte mit eigener Manufaktur, fünf davon inmitten eines Erdbeer-Freizeitparks, über 15.000 Erdbeer-Artikel im Angebot und rund 2800 Beschäftigte im Jahr, Saisonarbeiter eingeschlossen. Und wie nicht anders erwartet, die Ausbeutung von saisonalen Verkäufern und Erntehelfern. Zusammen mit einer Werbeagentur hat sich Karls ein angestrebtes Image zurechtgelegt: „familiär, authentisch, kreativ, natürlich, großzügig, augenzwinkernd & liebevoll“. Wie sich Karls dabei schlägt, diese Dinge zu repräsentieren, wollen wir einmal untersuchen.

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Rote Post #40

Posted: Juli 16th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #40

 

 

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BREMEN

 

Stimmen gegen die Ausgangssperre

Wir veröffentlichen in dieser Ausgabe einen Leserbrief, der uns von einem Verkäufer der Roten Post zugeschickt wurde. Der Genosse schildert in seinem Brief seine Erfahrungen, die er beim Verkauf der RoPo in den Arbeitervierteln von Bremerhaven in den letzten Wochen gemacht hat und teilt so wichtige Berichte, die einen guten Eindruck über die Stimmung verschaffen, die unter den Leuten in der ärmsten Stadt der BRD herrscht. Read the rest of this entry »


Rote Post #39

Posted: Juni 18th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #39

 

 

 

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HAMBURG

MÜLL-SHERIFFS:

Die Stadtreinigung als Exekutive

 


Wir haben in den letzten Monaten schon öfter über die Ausweitung des Ausnahmezustandes geschrieben. Die Polizei erhält mehr und mehr Befugnisse und Rechte, um die Maßnahmen, die mit dem Infektionsschutz gerechtfertigt werden, besonders in den Arbeitervierteln, mit Gewalt oder hohen Geldstrafen durchzusetzen. Nicht nur die DB-Sicherheit, die Hochbahnwache oder das Ordnungsamt spielen sich neuerdings als Hilfsbullen unseren den Vierteln auf, auch die neuen sogenannten „Waste-Watcher“, die im Mai 2018 gegründet wurden, gehören nun zum erweiterten Arm der Exekutive.

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Rote Post #38

Posted: Mai 8th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #38

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BREMEN

Zu wenig Geld für so viel Arbeitskraft:

Lloyd-Werft & Co. – Die Entlassungen kommen

Die Meldungen mehren sich: Stellenabbau hier, Stellenabbau dort. An unterschiedlichen Orten der Produktion und „Dienstleistung“ wird in Bremen die Kündigung von Arbeitern vorbereitet. Gleichzeitig wird seit Beginn der Krise hauptsächlich in den „Dienstleistungsberufen“ das Arbeitspensum enorm erhöht. Unsere Schuld? Nein? Corona seine Schuld? Kaum. Ein guter Geschäftsmann, sagen die Kapitalisten, muss wissen, wann und wo er sparen muss. Jetzt ist der Zeitpunkt wieder gekommen, wo es viel mehr zu kaufen und zu bezahlen gibt, als gekauft und bezahlt werden kann: Eine Überproduktionskrise. Wer die Schäden davon für sein Unternehmen gering halten will, muss hier und jetzt sparen. Also die „überflüssigen“ Arbeiter nicht mehr arbeiten lassen und dem Rest sagen, er soll höhere Leistung und mehr Arbeit verrichten.

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Rote Post #37

Posted: April 12th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #37

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HAMBURG

 

Auspressung leicht gemacht – Corona im Supermarkt

Zwischen halb sechs und zehn vor trudelt die Frühschicht ein. Wir versammeln uns im Pausenraum. Der Filialleiter trägt vorbildlich eine Maske, der Rest scheißt drauf. Es gibt eine Ansage zu Corona. Wir dürfen jetzt nur noch alleine Pause machen. Wenn zwei gleichzeitig Pause machen, dann in unterschiedlichen Räumen. Eine Kollegin fragt sarkastisch: „Aber arbeiten dürfen wir schon noch zusammen?“ Das klingt sehr hygienisch; nebenbei wird uns die einzige Möglichkeit genommen, uns untereinander auszutauschen auf der Arbeit und mal ein längeres zusammenhängendes Gespräch zu führen. Read the rest of this entry »


Rote Post #36

Posted: März 5th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #36

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NORDRHEIN-WESTFALEN

 

Krankenhausschliessung inmitten der Pandemie

Zum Jahreswechsel hat das St. Vincenz Krankenhaus in Essen-Stoppenberg seinen Betrieb eingestellt. Einige Monate vorher ist das Marienhospital in Altenessen geschlossen worden. Jetzt gibt es im Essener Norden nur noch ein Krankenhaus, das Philippusstift in Borbeck. Anstelle dass wie zuvor drei Krankenhäuser für die Versorgung der um die 200.000 Einwohner in den nördlichen Bezirken IV, V und VI bereitstehen, gibt es jetzt nur noch das eine. Read the rest of this entry »


Rote Post #35

Posted: Februar 10th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #35

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HAMBURG

 

Bismarck und sein Denkmal

 

Aktuell wird in Hamburg das Bismarckdenkmal restauriert. Daran entbrannte ein Streit darüber, ob man denn noch so ein militaristisches und heroisches Denkmal für einen Politiker wie Bismarck haben wolle. In dieser Debatte werden zwei Dinge verhandelt: Einerseits die Bewertung der historischen Figur Bismarck, andererseits das aktuelle Selbstverständnis deutscher Chauvinisten.

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Rote Post #34

Posted: Januar 19th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #34

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FRAUEN

IHR AUSNAHMEZUSTAND BEDEUTET GEWALT GEGEN UNS

Wie jedes Jahr findet am 25. November der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Die Rote Post hat schon öfters über Gewalt gegen Frauen und auch über den 25. November geschrieben. Aber dieses Jahr ist es noch dringender als zuvor, darüber zu schreiben, was den Frauen widerfährt, denn mit der sogenannten „Coronakrise” hat die Gewalt gegen uns ein neues Ausmaß gefunden. Read the rest of this entry »


Rote Post #33

Posted: Dezember 9th, 2020 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #33

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BREMEN

SCHIKANEN GEGEN GEFLÜCHTETE MÜTTER

Aktuell befinden sich einige afrikanische Mütter in Auseinandersetzung mit dem Bremer Standesamt, da sich dieses weigert, trotz vorliegenden notwendigen Dokumenten, insbesondere der Vaterschaftsanerkennung, Geburtsurkunden für ihre in Deutschland zur Welt gekommenen Kinder auszustellen. Viele der Väter besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Hat ein Elternteil diese, kann das Kind sie auch erhalten, was wiederum in diesem Fall den Aufenthaltsstatus der Mutter verbessert, d.h. die Chancen auf ein Bleiberecht erhöht. Die Mütter werden allerdings unter einen Generalverdacht gestellt, in ihrer Heimat mit anderen Männern verheiratet zu sein und einen falschen Vater anzugeben. Deshalb wird die rechtmäßige Vaterschaftsanerkennung des Vaters angezweifelt bzw. dann ignoriert und die Geburtsurkunde nicht ausgestellt. Ohne diese haben die meisten Mütter und Kinder keine Aussicht auf eine Aufenthaltsgenehmigung. Der Status der Mütter ist „Duldung“, die „vorübergehende Aussetzung der Abschiebung“ für „Personen, die verpflichtet sind, das Bundesgebiet zu verlassen, aber dies aus tatsächlichen, rechtlichen, dringenden humanitären oder persönlichen Gründen nicht können”. Folglich will der deutsche Staat sie früher oder später abschieben. Deshalb ist die Geburtsurkunde für Mutter und Kind die einzige Aussicht auf ein dauerhaftes Leben in Deutschland. Wir haben uns zu diesem Thema mit einer nigerianischen Mutter, die seit kurzem in Deutschland lebt und von dem Thema betroffen ist, unterhalten. Read the rest of this entry »


Rote Post #32

Posted: November 12th, 2020 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #32

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BADEN-WÜRTTEMBERG

INTERVIEW MIT EINER BETROFFENEN VON POLIZEIGEWALT

Rote Post: Du warst letztens am Wochenende draußen mit deinen Freunden und wurdest von den Bullen kontrolliert. Erzähl doch mal, was dort passiert ist.

Gali: Wir waren draußen mit ein bisschen Wein und einer Musikbox. Nach so ungefähr zwei Stunden kam ein Streifenwagen, der uns unter dem Vorwand von Corona-Maßnahmen kontrollieren wollte. Einer der Polizisten hat sich über meinen nicht-deutschen Nachnamen lustig gemacht und mich während der Personalienaufnahme weiter schikaniert, indem er meinte, ob ich es denn schaffe, meinen Namen zu buchstabieren. Weil er mich auch noch gefragt hat, ob ich überhaupt einen deutschen Pass habe, nur weil ich eine schwarze Frau bin, habe ich ihn darauf angesprochen, warum er so rassistische Kommentare macht. Er wollte mich dann durchsuchen, was ich verweigert habe, weil ich keine Straftat begangen habe. Als er seine Kamera angemacht hat, habe ich ihn gefragt warum er mich einfach kontrolliert und filmt. Weil er mich unbedingt durchsuchen wollte, hat er dann zwei weitere Streifenwagen gerufen.

Als mich eine Polizistin greifen wollte, bin ich zurückgewichen, und dann ging alles ziemlich schnell und ich lag auf dem Boden. Ich hatte Knie im Bauch, ein Polizist hat sich auf meine Schultern gesetzt und mein Kopf wurde, als ich schon auf dem Boden lag, gegen den Boden geschlagen. In der Zwischenzeit waren weitere Polizeiautos da und es saßen acht Bullen auf mir drauf. Ich hab die ganze Zeit geheult und geschrien, dass mir alles weh tut. Sie haben mir dann Hand- und Fußfesseln angelegt und mich gegen das Polizeiauto gepresst. Dann wurde ich auf die Polizeiwache gebracht.

Auf der Wache haben Sie mich dann erst mal wieder auf den Boden geworfen und mit Händen und Füßen an einen Stuhl gefesselt. Als ich gefragt habe, warum ich wie ein Schwerverbrecher behandelt werde, haben sie gesagt, ich wäre selber schuld, weil ich nicht wüsste, wie man sich benimmt. Auf der Wache habe ich den anderen Polizisten von den rassistischen Beleidigungen berichtet, woraufhin sie meinten, dass das doch gar nicht möglich sei. Die Bullen auf der Wache bestanden darauf, dass der erste Beamte alles richtig gemacht habe. Meine Mutter musste mich dann abholen und ich wurde nach Hause geschickt. Sie zählten auf, wegen was sie mich anzeigen wollen. Unter anderem meinten sie, dass ich gegen das Auto, gegen das sie mich gedrückt haben, getreten hätte und ich dafür angezeigt werden soll. Ich hatte das Gefühl, dass Sie mir nur Angst machen wollten.

Rote Post: Habt ihr versucht, den Konflikt zu dokumentieren?

Gali: Meine beste Freundin war auch dabei und wollte das alles filmen. Aber die Cops sind auf sie zugekommen und meinten zu ihr, sie würde die Polizeiarbeit behindern und deswegen bestraft werden. Außerdem drohten Sie damit, das Handy zu konfiszieren. Sie und alle Passanten, die sich das angeschaut haben, mussten den Platz verlassen. Ich hatte auf der Wache einen der Bullen gefragt, warum die alle weggeschickt wurden. Er hat offen zugegeben, dass sie nicht wollten, dass es Zeugen gibt. So nach dem Motto: „Dann hätten wir dich nicht verprügeln können.“ Während die Cops uns verboten haben, zu filmen, haben sie natürlich alles gefilmt mit ihren Bodycams. Das ist einfach nur beängstigend, dass sie richtig zuschlagen können und das Ganze auch noch selber filmen.

Rote Post: Hattest du nach diesem Vorfall nochmal Kontakt mit der Polizei?

Gali: Zwei Mal kam die Kripo unangekündigt bei mir und meinen Eltern Zuhause vorbei. Sie haben mich dazu gedrängt, einen Zettel zu unterschreiben, in dem sie behaupten, sie hätten mich über meine Rechte aufgeklärt. Ein jüngerer Bulle hat mich dann auch nochmal angerufen, damit ich nochmal erzähle, was passiert ist. Die ganze Zeit wollte er ein Geständnis aus mir rausquetschen. Die Fragen waren absichtlich so gestellt, dass ich mich einfach nur belaste, wenn ich sie beantworte.

Rote Post: Hattest du schon mal ähnliche Erlebnisse mit der Polizei?

Gali: Drei Wochen davor wurde ich schon mal von den Cops aufgehalten wegen Corona-Kontrollen. Dabei zeigten sie durch rassistische Äußerungen ihr wahres Gesicht. Als ich 13 war, habe ich mal meine Straßenbahnfahrkarte vergessen und wurde dann von den Kontrolleuren mit in deren Büro genommen. Dort sollte ich meinen Namen aufschreiben, als ich das gemacht hatte, haben sie gesagt, dass sie jetzt die Polizei rufen müssen. Ein Polizist hat mich dann dort vor Ort auf den Toiletten kontrolliert. Sie haben mir erklärt, dass sie mich mitnehmen müssen auf die Wache. Als ich mich aber geweigert habe und einfach von meiner Mutter abgeholt werden wollte, haben sie mir Handschellen angelegt und mich auf den Boden geworfen. Ein 13-jähriges Mädchen! Auf der Wache haben sie mich dann wegen eines Fahrscheins in eine Einzelzelle gesteckt. Meiner Mutter haben sie dann extra nochmal die Zelle gezeigt um ihr Angst zu machen.

Rote Post: In letzter Zeit hört man immer häufiger von vergleichbaren Erlebnissen und wie sich Jugendliche dagegen wehren. Woran glaubst du liegt das?

Gali: Man sieht wie der Staat den Bullen die Freiheit gibt, alles zu machen, ohne dafür belangt zu werden. Offensichtlich gibt es systematischen Rassismus, was man ja daran sieht, dass immer nur Ausländer kontrolliert werden. Weil viele Jugendliche davon betroffen sind, kommt es zu diesen Aufständen wie zum Beispiel in Stuttgart oder Frankfurt. Was dazu kommt ist die aktuelle Krise und die Probleme, die für die Massen daraus resultieren. Die Hälfte von meiner Abschlussklasse hat zum Beispiel keine Ausbildungsstelle gefunden. Die Lage spitzt sich ja auch nicht nur in Europa zu und die Leute merken, dass es nicht mehr weitergehen kann wie bisher. Deshalb bewegt sich gerade so viel und der Staat übt so massiv Gewalt aus.