Klassenstandpunkt #8

Posted: November 1st, 2015 | Author: | Filed under: Klassenstandpunkt | Kommentare deaktiviert für Klassenstandpunkt #8

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FRAUEN

„Ehegattensplitting“ ist eine erzreaktionäre Sache!

Die Verteidigung der Poesie über das Heim ist in der Realität eine Verteidigung der Leibeigenschaft der Frauen. Weit davon entfernt, die Rolle der Frau zu heben und zu würdigen, schwächt sie und setzt sie herab. Die Frau ist mehr als eine Mutter und ein Weibchen, wie der Mann mehr als nur ein Männchen ist.“

Mariátegui

Die proletarische feministische Bewegung muss sich gegenüber dem kleinbürgerlichen und bürgerlichen Feminismus deutlich abgrenzen. Sie muss als deutliches Merkmal haben, dass sie die Interessen der proletarischen Frauen repräsentiert. Sehr oft verlieren wir unsere Aufmerksamkeit vollständig in den Problemen die Frauen im allgemeinen gemeinsam sind: die patriarchale Gewalt, die Erniedrigung und ideologische Unterdrückung der Frauen in der faulenden Kultur der bürgerlichen Gesellschaft und so weiter. Diese Fragen müssen uns beschäftigen, aber wir müssen sehr präsent haben, dass, fokussierten wir nur auf diese Kampffelder, wir uns nicht in der Kernfrage von all den unterschiedlichen studentischen Frauengruppen oder reformistische Frauenverbänden unterschieden. Die proletarische feministische Bewegung ist weggeleitet von der Ideologie des Proletariats, dem Marxismus-LeninismusMaoismus, hauptsächlich des Maoismus, der die dritte, neue und höhere Stufe oder Entwicklungsetappe des Marxismus ist. Daraus leitet sich ihr proletarischer Klassencharakter ab. Die Methode des Marxismus ist u.a. gekennzeichnet durch eine enge Verbundenheit von Theorie und Praxis. Ein Frauenbewegung, die für sich die Probleme der Frauen im studentischen Milieu oder der von den unterschiedlichen politischen Zirkeln in den Vordergrund stellt, ohne sich in engster Form mit den Frauen des Proletariat zu vereinigen, bleibt eine kleinbürgerliche Frauenbewegung, egal welche Bücher sie lesen. In diesem Sinne ist es dringend notwendig, dass wir die unmittelbaren Probleme, die besonders die Frauen des Proletariats plagen, in Angriff nehmen, um den Kampf gegen die patriarchale Unterdrückung vorwärts zu bringen. Eines von diesen Problemen ist das sogenannte „Ehegattensplitting“.

„Ehegattensplitting“ ist vielleicht ein nicht so intellektuell stimulierendes Thema für das studentische Milieu, aber für die Frauen des Proletariats hat es eine deutlich konkretere und realere Bedeutung, als ob irgendein Typ sich als „Cis-Man“ bezeichnet oder nicht. Glaubt es oder nicht, aber es hat sogar mehr Bedeutung als ob eine Wort „gegendert“ wird oder nicht. Es ist nämlich eine der meist reaktionären Reglungen, die überhaupt in der BRD existieren. Es ist eines der wichtigsten juridisch/legalen Instrumente, um den Frauen des Proletariats das Joch der patriarchalen Sklaverei auf zu zwingen. Es ist eine so äußerst reaktionäre Sache, dass die BRD damit unter der Staaten der EU fast allein ist, in solch guter Gesellschaft, wie dem vorbildlich frauenfreundlichen Staat Polen …

Das „Ehegattensplitting“ ist eine steuerrechtliche Konstruktion und als jede solche unter der Diktatur der Bourgeoisie richtet es sich vor allem gegen das Proletariat und dient den Interessen der herrschende Klasse. Von Anfang bis Ende ist der Steuersystem eine Plage für die Arbeiterklasse und entgegen der revisionistischen Losung „höhere Steuern“ muss das Proletariat die Parole das ganze Steuersystem zu bekämpfen ergreifen. Ein sehr deutliches Beispiel für den anti-proletarischen Charakter des Steuersystems, ist die Umsatzsteuer, die die Klasse mit besonderer Härte trifft. Das als allgemeine Anmerkungen. Das „Ehegattensplitting“ hat jedoch die Besonderheit, das es sich mit außerordentlicher Schärfe gegen die Frauen, hauptsächlich die proletarische Frauen, richtet.

Auf Wikipedia und andren Internetplattformen kann sich heutzutage jeder, oder genauer gesagt fast jeder – es gibt eine nicht so geringe Anzahl Menschen auch in der BRD, die keinen eigenen Internetzugang haben – über die „rechtlichen Grundlagen“, sowie die technischbürokratische Funktion des ganzen informieren; so lassen wir das und zentrieren auf das Wesentliche.

Das „Ehegattensplitting“ nimmt die Familie als wirtschaftliche Einheit als Grundlage. Nur in diesem Aspekte allein zeigt es seinen erzreaktionären Charakter; wie Engels mit aller Deutlichkeit anmerkte: „Die Emanzipation der Frau verlangt als erste Bedingung, dass die individuelle Familie als wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft aufgehoben wird.“

Jede Maßnahme, Gesetz, Regelung, oder wie auch immer es heißt, die der „Wiedereingliederung des ganzen weiblichen Geschlechts in die gesellschaftliche Industrie“ im Wege steht, ist reaktionär und muss bekämpft werden. Jede Stärkung des „Familie“ in der bürgerlichen Gesellschaft richtet sich gegen die Frau. Die Familie als wirtschaftliche Einheit zu nehmen entspricht sogar vorkapitalistische Produktionsformen und entsprechend reaktionär ist es. Das ganze „Lob“ das über „die Anerkennung der Arbeit der Hausfrauen“ u.s.w zu hören ist, ist im Wesen nur eine heuchlerische Schweinerei, indem es die Unterdrückung des Frau idealisiert.

In der BRD wird der Wert der Arbeitskraft der Frauen auf zweidrittel der Arbeitskraft der Männer geschätzt (darüber zu sprechen, was Frauen „verdienen“ ist Blödsinn. Frauen wie Männer verkaufen ihre Arbeitskraft. Was jemand „verdient“ ist eine ganz andere Geschichte; Kapitalismus, ganz einfach) und entsprechend gekauft. Wer in der Familie am Ende des Monats die größte Menge Geld nach Hause bringt, ist deswegen im allgemeinen eine rein rhetorische Frage. Wenn es dann eine Steuerregelung gibt, die die Bedeutung des größeren Einkommens noch vergrößert und somit die Abhängigkeit der ganzen wirtschaftlichen Einheit, d. h. der Familie, noch verstärkt, und genau das macht das „Ehegattensplitting“, dann verstärkt dies die Abhängigkeit der Frau vom Mann. Diese Abhängigkeit heißt Unfreiheit, unfrei zu sein, heißt unterdrückt zu sein, unterdrückt zu sein, heißt erniedrigt und zertrampelt zu sein – genau das ist, was das „Ehegattensplitting“ mit sich bringt.

Die konkrete Realität der Millionen proletarischen Frauen in BRD zieht wie folgt aus: Ein Mini-Job, für ein paar Stunden am Tag putzen oder irgendeine Stelle als Verkäuferin, der Rest der Zeit Kinder, Einkaufen, Kochen, Waschen und alle andren Aspekte der gesellschaftlich notwendigen Reproduktionsarbeit. Der proletarische Mann geht und verkauft seine Arbeitskraft zu einem Preis, der er erlaubt, knapp aber trotzdem, seine Miete zu bezahlen und die anderen unmittelbaren materiellen Bedürfnisse der Familie zusammenzubringen. Zu Hause, in der idyllische Familie, ist ER der VERSORGER und die Frau das „dankbare Weib“. Mit einen Steuersystem, wie dem in diesem Land, mit so reaktionären Reglungen wie dem „Ehegattensplitting“, gibt es auch keine andere rationale Lösung für eine proletarische Familie mit Kindern. Der Wert der Arbeitskraft der Frau ist zu klein im Verhältnis zu der Arbeitskraft des Mannes. Wenn zwischen einem der beiden gewählt werden muss besteht in Wahrheit keine Wahl. Kinder werden nicht satt von Träumereien, sondern von sehr banalem Brot.

Die patriarchale Unterdrückung beruht nicht auf dem „Ehegattensplitting“, sondern am Endes des Tages auf dem Privateigentum, aber es ist gleichzeitig ein Ausdruck davon und wirkt verstärkend. Ein Kampf für die Abschaffung des „Ehegattensplitting“ ist folglich ein gerechtfertigter Kampf und er muss geführt werden, um die ganze heuchlerische formale legale Gleichheit zwischen Mann und Frau zu demaskieren. Der klare Klassencharakter der Frage ist vor allem hier zu sehen: ein Akademikerpaar oder ein Paar von Arbeiteraristokraten braucht das „Ehegattensplitting“ nicht, die kommen sehr gut mit einer „IV/IV Lösung“ (dass beide in Steuerklasse IV sind) klar, weil beide hohe Einkommen haben. Für Millionen Proletarier sieht die Welt ganz anderes aus – wie jeder, der mit ihnen jedem Tag lebt und kämpft, weiss.

 


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