Klassenstandpunkt #10

Posted: April 1st, 2016 | Author: | Filed under: Klassenstandpunkt | Kommentare deaktiviert für Klassenstandpunkt #10

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JUGEND

Bildet Banden?

In der BRD existiert eine Vielzahl von Zirkeln und Jugendgruppen, die sich einen linken oder kommunistischen Anstrich geben. Diese sind zwar in ihren Ausdrücken und ihrem Auftreten teilweise sehr unterschiedlich, aber sie haben oft ein gemeinsames Merkmal. Nämlich dass sie alle, ob bewusst oder unbewusst, durch einige Häuptlinge, Chefs, Bandenführer oder sich ähnlich verhaltende Individuen angeführt werden und das nicht aufgrund ihrer größeren Begabung, Begeisterung oder politischen Autorität, sonder schlicht und ergreifend auf der Grundlage von persönlicher Macht, sei es weil sie die besseren Schläger sind oder einfach gute Freunde.

Sie verhalten sich wie die Condottieri, die Söldnerführer des mittelalterlichen Italiens, die sich mit ihrer Privatarmee für ihre persönlichen Interessen an den Höchstbietenden verkauft haben. Sie handeln stets im eigenen Interesse sich ihre „Truppen“ zu erhalten und sich mit ihnen ihren eigenen Mikrokosmos, nach ihren Wünschen und Vorstellungen, aufzubauen. Das ist ihr einziger Antriebsgrund, nicht das Ziel dem Volke zu dienen oder gar den Prinzipien der Ideologie des Proletariats zu entsprechen. Ihre Autorität ist Selbstzweck und damit rein persönlicher Natur, sie erhalten ihre Macht um ihre Macht zu erhalten. Das führt dazu, dass ihre Zirkel problemlos in andere Zusammenhänge eintreten können, solange ihnen ihre eigene persönliche Macht nicht durch die anderen Bandenführer streitig gemacht wird. Zumindest gibt es kein politisches Prinzip, dass sie daran hindert. Sie sind wie Frösche, die in einem Brunnen sitzen und statt des gesamten Himmels nur einen kleinen Ausschnitt sehen können. Aus dieser Froschperspektive heraus wird die Weltrevolution irrelevant. Was dazu führt, dass die Frage des revolutionären Aufbaus nur als eine hohle Phrase gestellt wird, nicht aber in der Praxis, denn für diese Condottieri ist es keine Notwendigkeit die Revolution zu erkämpfen, sie leben nicht wie das Proletariat und die Unterdrückten auf der ganzen Welt und ertragen ihre Härten, sie haben ihre „Crew“. Doch für das Proletariat und die Völker der Welt gibt es keinen anderen Weg aus dem Elend als die Revolution.

Für ihre persönliche Macht entwickeln die Condottieri einen lokalen Einfluss, manche von ihnen sind sehr charismatische Leute, manche sind gute Redner oder gute „Theoretiker“ (was in der Regel einfach nur heißt, dass sie viele Bücher gelesen haben und ihr Gegenüber mit einem Schwall klug klingender Worte überrumpeln können), andere von ihnen schaffen die Illusion von Radikalität oder einem gefährlichen Leben, das Jugendlichen das Gefühl gibt aus der langweiligen Normalität der Gesellschaft eines imperialistischen Landes ausbrechen zu können. Für sich selber halten sie dabei allerdings immer eine Hintertür offen um in das alte, gemütliche Leben zurückkehren zu können, oftmals liegt diese Hintertür in Gewerkschaft oder dem Parlament. Das ist dann ihr Verständnis von Reform und Revolution. Um diese Hintertür offen zu halten setzen sie ihrer vermeintlichen Radikalität enge Grenzen, die sie niemals überschreiten.

Das ist die Negation des marxistischen Prinzips der revolutionären Gewalt. Die revolutionäre Gewalt dient immer einem politischen Ziel und in Perspektive der Machtergreifung des Proletariats, als Teil der Weltrevolution. Die Banden und Zirkel kümmern sich nur um den unmittelbaren Moment, strategischer Aufbau ist für sie ein Fremdwort. Das hat auch unmittelbare Konsequenzen für den Aufbau ihrer „eigenen Armee“, was sich in ihren Parolen ausrückt, wie z. B. „Antifa criminals united“ oder „Bildet Banden!“. Denn wenn man schon Banden bildet, warum dann nicht mit den Leuten, die richtige Banden bilden, das heißt mit den Hooligans und Kriminellen. So kann man sich doch einen wunderbaren Schlägertrupp zusammen stellen und auf den Straßen eines Szeneviertels seine „Gegenmacht“ propagieren. Doch die politische Macht ist nicht wie das „Glück“, sie liegt nicht auf der Straße. Der Vorsitzende Mao hat sehr deutlich aufgezeigt wo sie her kommt.

Verlässt man sich bloß auf einen Haufen Hooligans oder Kriminelle, dann ist die eigene Reserve die organisierte Kriminalität, die oft genug auch direkt der Staat ist. So besteht die „Gegenmacht“ schnell aus fünf Türstehern in der ersten Reihe und die mausern sich dann plötzlich zum revolutionären Subjekt. Das ist die Logik der Condottieri. Das ist der völlige Verrat an der Arbeiterklasse! Erinnern wir uns an Marx‘ Analyse der Klassenkämpfe in Frankreich und wie die Lumpen am Ende gegen das Proletariat ins Feld geführt wurden. Die Lumpen und die organisierte Kriminalität bleiben eine Stütze für das System in der BRD und sie werden in einem bestimmten Augenblick eine sehr aggressive Kraft gegen die revolutionären Kräfte, die Arbeiterklasse und das Volk sein. Nicht nur durch die allgemeine Zerstörungsarbeit, die sie schon jetzt mit ihrer konterrevolutionären Rolle leisten, wie das vergiften der Jugend mit Drogen. Je mehr und je engere Verbindungen es mit diesen Leuten gibt, desto einfacher ist man anzugreifen, darum muss eine sehr deutliche Trennungslinie gezogen werden. Die Gruppen, die das anders umsetzten, die die Parole „Antifa Criminals united“ oder ähnliches ins Feld führen, zeigen genau hier ihren Klassencharakter und dass sie überhaupt niemals eine Gefahr für das System werden wollen. Es ist schwer diese ganze Sache irgendwie als „links“ oder gar marxistisch zu verkaufen, darum geht mit diesem Konzept auch zeitgleich immer die Negation der Notwendigkeit der Kommunistischen Partei einher, manchmal in der Theorie aber letztendlich immer in der Praxis. Doch eine revolutionäre Jugendbewegung und erst Recht eine marxistisch-leninistisch-maoistische Jugendbewegung kommt ohne die Notwendigkeit der Partei nicht aus.

Die Jugendbewegung ist kein Selbstzweck, es geht nicht darum seine „coole Bande“ zu haben mit der man saufen geht, sondern darum wie die revolutionäre Jugend der Revolution dienen kann und das ist in der BRD zur Zeit die Rekonstitution der Kommunistischen Partei und das nicht als irgendeine Bande von einem Haufen Facebook-Helden.

Wohin eine ursprünglich revolutionäre Bewegung geht, wenn sie nicht von der Kommunistischen Partei geführt wird, dafür gibt es in der Geschichte ausreichend Beispiele. Betrachten wir zum Beispiel den Fall der Provisionals1 in Nordirland. Sie haben auf ihrem Höhepunkt in Belfast Abkommen mit dem britischen Imperialismus geschlossen, darüber welche Straßen sie kontrollieren und welche der britische Imperialismus kontrolliert. Die Alternative wäre ein völliger Krieg in Belfast gewesen und das wollten sie nicht. Ihre angebliche Militärstrategie war es, viele Waffen zu erlangen, militärische Strukturen aufzubauen und eine große Offensive zu beginnen, um die Engländer an den Verhandlungstisch zu bringen. Da kann von einem systematisch, durchorganisierten Guerillakrieg zur Eroberung der Macht keine Rede sein. Sie haben große Aktionen durchgeführt, wie die Hinterhalte, bei denen sie die britischen Truppen vernichtend schlugen, aber das waren meistens Vergeltungsaktionen. Heute zeigt sich ein Bild davon, dass diejenigen, die früher den Drogenhändlern ins Knie geschossen haben, teilweise selber Dealer sind.

Eine der wenigen Kräfte, als eine Bewegung in den imperialistischen Ländern, die über einen gewissen Zeitraum existieren konnten und sich nicht als Kommunisten verstanden haben, war die Black Panther Party2, die auch eng verknüpft waren mit dem Kampf gegen die Drogen in ihren Vierteln und damit auch mit dem Kampf gegen die Lumpen.

In Europa waren die einzigen, die eine längere Praxis etablieren konnten die Roten Brigaden in Italien und sie sind immer wieder zur Frage der Kommunistischen Partei gelangt, was letztlich dazu führte, dass das gesprengt wurden. Was wieder einmal zeigt, dass das Geschwätz über „Gegenmacht“ ohne den Aufbau einer Kommunistischen Partei und ohne den Aufbau der anderen Instrumente der Revolution, ohne das Ziel Neue Macht zu erkämpfen, nichts ist, außer Betrug.

Zur Erfüllung der Aufgaben der revolutionären Jugendbewegung gehören auch die Erfüllung der konkret anstehenden Aufgaben der Bewegung in diesem Land. Eine davon ist die korrekte Umsetzung der Massenarbeit durch die Umsetzung der „drei mit“ – mit den Massen leben, mit den Massen arbeiten, mit den Massen kämpfen. Auch der Kampf gegen den imperialistischen Chauvinismus ist und wird jeden Tag mehr eine wichtige Aufgabe der Revolutionäre in der BRD, als Teil des proletarischen Internationalismus. Und dazu reichen ein paar Poserfotos mit einem Haufen Schläger und etwas Pyro nicht. Er ist kontinuierlicher und harter Kampf, der sich gegen die Seele der Gesellschaft in der BRD richtet. Eine marxistisch-leninistisch-maoistische Jugendbewegung ist nicht wie die Autonomen und sie kann darum auch nicht ihren Ausdruck und ihre Aktionsformen übernehmen. Sie ist etwas ganz anderes. Sie ist proletarisch und revolutionär, sie erkennt die Notwendigkeit und die Führung durch die Kommunistische Partei an und dient auf diesem Weg dem Volke und der Revolution.


1Die Provisional Irish Republican Army (PIRA) war eine bewaffnete Organisation, die sich 1969 in Nordirland als eine Abspaltung der ursprünglichen IRA bildete. Bevor sie sich an den Verhandlungstisch mit den britischen Imperialisten setzte entwickelte die PIRA auch Antidrogenarbeit in den nationalistischen Gebieten, vor allem in Belfast, Derry und South Armagh.

2Die Black Panther Party for Self-Defense (BPP) gründete sich 1966 in den USA. Ihr Ziel war zunächst vor allem der Schutz der schwarzen Bevölkerung vor Polizeigewalt durch die rassistische Polizei, wozu sie sich auch (legal) bewaffneten. Sie entwickelten aber auch schnell Arbeit in den Vierteln der Schwarzen, die darüber hinaus gingen, wie z. B. Ernährungsprogramme für Kinder und öffentliche Gesundheitszentren. Zur Zerstörung der BPP brachte das FBI in Kooperation mit der organisierten Kriminalität große Mengen Drogen in die Viertel der schwarzen Bevölkerung. 1982 löste sich die BPP offiziell auf.

 


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