Rote Post #83

Posted: September 13th, 2025 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #83

 

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Kultur

Weihnachtsfeier

Das Jahr neigt sich dem Ende und Weihnachten steht wieder vor der Tür. Nach Wochen und Monaten voller Maloche und Stress freuen sich viele von uns auf ein besinnliches Fest in Kreisen der Familie. Das wissen die Chefs auch. Aus der Vorfreude auf Weihnachten lässt sich in vielerlei Kapital schlagen.

Darum gibt es traditionell in vielen deutschen Firmen und Unternehmen Weihnachtsfeiern. Ein Abend, wo alle Unzufriedenheit in der Regel mit Glühwein und Schnaps runter gespült wird. Wo der Chef wieder der „Freund“ ist, die Firma wieder eine „Familie“. Für einen Abend vergisst man die Streitigkeiten. Traditionell beginnt das Prozedere mit einer Sache:

HONIG UMS MAUL SCHMIEREN

Viele Chefs treten dieser Tage im ganzen Land vor ihre Truppen und Belegschaften und erzählen, was das Jahr so gebracht hat. Es sind schwierige Zeiten, klar. Wegen der Regierung, Putin, der Hamas und haste-nicht-gesehen. Vielerorts ist die Auftragslage schlecht.

Es ist wichtig, als Firma, als Unternehmen in diesen Zeiten zusammenzustehen. Dass jeder im Zweifel ein bisschen kürzer tritt. Und dass alle so gut „zusammengehalten“ haben, dafür möchte man sich bei allen ganz herzlich bedanken. Für den Einsatz für die Firma dieses Jahr. Es wurden tolle Leistungen erbracht. Man ist sehr stolz auf seine Mitarbeiter. So viel schmeichelnde Worte, aber dabei kommt nichts praktisches auf den Tisch.

Wir brauchen keine Dankeschön! Wir wollen mehr Geld!

Und nicht nur billigen Glühwein! Bei mittleren und kleinen Unternehmen muss insbesondere das Gerede vom „Zusammenstehen“ in schwierigen Zeiten entlarvt werden:

1. Bei den meisten steht nicht an erster Stelle die Existenz der Firma, sondern die Profite der Bosse auf dem Spiel. Wenn wir mehr Lohn bekommen, greift das ihren Geldsack an, aber nicht das Leben des Betriebs.

2. Sie alle biedern sich den Monopolen an. Die Monopole schachern mit den Arbeitsplätzen von Zehn- und Hunderttausenden, um ihre Milliardenprofite zu steigern! Aber weil die Monopole größer sind, tun die kleineren Firmen alles, um ihre Aufträge zu behalten. Unser gemeinsames „Kürzertreten“ folgt aus Profitgier der deutschen Monopole. Sollen wir das einfach so mitmachen und Glühwein trinken, bis unsere Job doch auch noch gestrichen wird?

Mehr Ausländer, weniger Weihnachsfeier?

In der Regel folgt dann ein klassisches deutsches Saufgelage. Man bietet uns eintönige Ballermann-Musik, der Chef lässt vielleicht noch ein paar patriarchale Sprüche, im schlimmsten Fall geht’s noch auf Firmenkosten ins Rotlichtviertel. Doch die Weihnachtsfeiern werden kleiner. Denn viele haben gar keine Lust mehr darauf. Das hat mehrere Gründe.

Zum einen die allgemeine Unzufriedenheit. Zum anderen nimmt die Anzahl der Arbeiter mit Migrationshintergrund zu. Von diesen kommen natürlich nochmal weniger zur Weihnachtsfeier. Das passiert nicht nur aus Desinteresse an den Bräuchen des christlichen Abendlandes. Das ist auch Ausdruck davon, dass sie sich oft nicht als Teil fühlen, weil sie auch nicht als Teil behandelt werden, sondern stets Rassismus im Alltag erfahren, befeuert durch die bürgerliche Hetzpresse. Insofern ist die mangelnde Begeisterung nur folgerichtig und sie ist auch nicht schlecht.

Weihnachtsgedicht eines Lesers:

Advent, Advent – der Laden brennt

Die Wirtschaft liegt im Abwärtstrend

Komm bei den Aufträgen nicht hinterher

erst einer, dann zwei, dann drei, dann zehn

der Chef macht Stress, der Winter ist schwer

die Weihnachtszeit wird unbequem

Konsumterror, der mich ständig drängt

Geschenke, die man nicht wirklich gern schenkt

Steuern, die ich von meinem Lohn abdrück’

Für Mord und Krieg, das ist kein Glück

VW-Bosse, sich im Luxus verlieren

Während ich kämpfe zu existieren

Ich will:

dass sich mein Chef verpisst

Mir einfach meine Ruhe lässt

arbeiten, mit meiner Liebsten lachen

für meine Kids da lass ich’s krachen

einfach leben ohne große Sachen

einfaches Glück gemeinsam machen

Doch er lässt mich nicht

der Bonze-Politiker-Kapitalistenhund

Die Rebellion wird mir zur Pflicht

Drum steh ich jetzt im Roten Bund


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