Rote Post #39

Posted: Juni 18th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #39

 

 

 

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HAMBURG

MÜLL-SHERIFFS:

Die Stadtreinigung als Exekutive

 


Wir haben in den letzten Monaten schon öfter über die Ausweitung des Ausnahmezustandes geschrieben. Die Polizei erhält mehr und mehr Befugnisse und Rechte, um die Maßnahmen, die mit dem Infektionsschutz gerechtfertigt werden, besonders in den Arbeitervierteln, mit Gewalt oder hohen Geldstrafen durchzusetzen. Nicht nur die DB-Sicherheit, die Hochbahnwache oder das Ordnungsamt spielen sich neuerdings als Hilfsbullen unseren den Vierteln auf, auch die neuen sogenannten „Waste-Watcher“, die im Mai 2018 gegründet wurden, gehören nun zum erweiterten Arm der Exekutive.

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Rote Post #38

Posted: Mai 8th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #38

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BREMEN

Zu wenig Geld für so viel Arbeitskraft:

Lloyd-Werft & Co. – Die Entlassungen kommen

Die Meldungen mehren sich: Stellenabbau hier, Stellenabbau dort. An unterschiedlichen Orten der Produktion und „Dienstleistung“ wird in Bremen die Kündigung von Arbeitern vorbereitet. Gleichzeitig wird seit Beginn der Krise hauptsächlich in den „Dienstleistungsberufen“ das Arbeitspensum enorm erhöht. Unsere Schuld? Nein? Corona seine Schuld? Kaum. Ein guter Geschäftsmann, sagen die Kapitalisten, muss wissen, wann und wo er sparen muss. Jetzt ist der Zeitpunkt wieder gekommen, wo es viel mehr zu kaufen und zu bezahlen gibt, als gekauft und bezahlt werden kann: Eine Überproduktionskrise. Wer die Schäden davon für sein Unternehmen gering halten will, muss hier und jetzt sparen. Also die „überflüssigen“ Arbeiter nicht mehr arbeiten lassen und dem Rest sagen, er soll höhere Leistung und mehr Arbeit verrichten.

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Rote Post #37

Posted: April 12th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #37

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HAMBURG

 

Auspressung leicht gemacht – Corona im Supermarkt

Zwischen halb sechs und zehn vor trudelt die Frühschicht ein. Wir versammeln uns im Pausenraum. Der Filialleiter trägt vorbildlich eine Maske, der Rest scheißt drauf. Es gibt eine Ansage zu Corona. Wir dürfen jetzt nur noch alleine Pause machen. Wenn zwei gleichzeitig Pause machen, dann in unterschiedlichen Räumen. Eine Kollegin fragt sarkastisch: „Aber arbeiten dürfen wir schon noch zusammen?“ Das klingt sehr hygienisch; nebenbei wird uns die einzige Möglichkeit genommen, uns untereinander auszutauschen auf der Arbeit und mal ein längeres zusammenhängendes Gespräch zu führen. Read the rest of this entry »


Rote Post #36

Posted: März 5th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #36

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NORDRHEIN-WESTFALEN

 

Krankenhausschliessung inmitten der Pandemie

Zum Jahreswechsel hat das St. Vincenz Krankenhaus in Essen-Stoppenberg seinen Betrieb eingestellt. Einige Monate vorher ist das Marienhospital in Altenessen geschlossen worden. Jetzt gibt es im Essener Norden nur noch ein Krankenhaus, das Philippusstift in Borbeck. Anstelle dass wie zuvor drei Krankenhäuser für die Versorgung der um die 200.000 Einwohner in den nördlichen Bezirken IV, V und VI bereitstehen, gibt es jetzt nur noch das eine. Read the rest of this entry »


Rote Post #35

Posted: Februar 10th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #35

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HAMBURG

 

Bismarck und sein Denkmal

 

Aktuell wird in Hamburg das Bismarckdenkmal restauriert. Daran entbrannte ein Streit darüber, ob man denn noch so ein militaristisches und heroisches Denkmal für einen Politiker wie Bismarck haben wolle. In dieser Debatte werden zwei Dinge verhandelt: Einerseits die Bewertung der historischen Figur Bismarck, andererseits das aktuelle Selbstverständnis deutscher Chauvinisten.

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Klassenstandpunkt #18

Posted: Januar 20th, 2021 | Author: | Filed under: Klassenstandpunkt | Kommentare deaktiviert für Klassenstandpunkt #18

 

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„Die edlen, erhabenen und aufrichtigen Geister der Revolution erkennen und respektieren über allem theoretische Barrieren, die historische Solidarität ihrer Bemühungen und ihrer Werke. Es gehört zu den Kleingeistern, ohne Horizonte und ohne Flügel, zu den dogmatischen Mentalitäten, die das Leben in einer strengen Formel, dem Privileg der Verständnislosigkeit und dem sektiererischen Egoismus, versteinern und zum Stillstand bringen wollen.“

– José Carlos Mariátegui

Vorbemerkung

Als Teil des ideologischen Kampfes in der revolutionären Bewegung publizieren wir die Kritik eines Artikels, geschrieben vom Kommunistischen Aufbau (KA). Diese Kritik, sowie der Artikel der ihr zugrunde liegen, sollten als ein Teil des Kampfes für die Vereinigung der Revolutionäre in Deutschland auf einer festen und kristallklaren ideologischen Grundlage verstanden werden. Read the rest of this entry »


Rote Post #34

Posted: Januar 19th, 2021 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #34

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FRAUEN

IHR AUSNAHMEZUSTAND BEDEUTET GEWALT GEGEN UNS

Wie jedes Jahr findet am 25. November der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Die Rote Post hat schon öfters über Gewalt gegen Frauen und auch über den 25. November geschrieben. Aber dieses Jahr ist es noch dringender als zuvor, darüber zu schreiben, was den Frauen widerfährt, denn mit der sogenannten „Coronakrise” hat die Gewalt gegen uns ein neues Ausmaß gefunden. Read the rest of this entry »


Rote Post #33

Posted: Dezember 9th, 2020 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #33

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BREMEN

SCHIKANEN GEGEN GEFLÜCHTETE MÜTTER

Aktuell befinden sich einige afrikanische Mütter in Auseinandersetzung mit dem Bremer Standesamt, da sich dieses weigert, trotz vorliegenden notwendigen Dokumenten, insbesondere der Vaterschaftsanerkennung, Geburtsurkunden für ihre in Deutschland zur Welt gekommenen Kinder auszustellen. Viele der Väter besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Hat ein Elternteil diese, kann das Kind sie auch erhalten, was wiederum in diesem Fall den Aufenthaltsstatus der Mutter verbessert, d.h. die Chancen auf ein Bleiberecht erhöht. Die Mütter werden allerdings unter einen Generalverdacht gestellt, in ihrer Heimat mit anderen Männern verheiratet zu sein und einen falschen Vater anzugeben. Deshalb wird die rechtmäßige Vaterschaftsanerkennung des Vaters angezweifelt bzw. dann ignoriert und die Geburtsurkunde nicht ausgestellt. Ohne diese haben die meisten Mütter und Kinder keine Aussicht auf eine Aufenthaltsgenehmigung. Der Status der Mütter ist „Duldung“, die „vorübergehende Aussetzung der Abschiebung“ für „Personen, die verpflichtet sind, das Bundesgebiet zu verlassen, aber dies aus tatsächlichen, rechtlichen, dringenden humanitären oder persönlichen Gründen nicht können”. Folglich will der deutsche Staat sie früher oder später abschieben. Deshalb ist die Geburtsurkunde für Mutter und Kind die einzige Aussicht auf ein dauerhaftes Leben in Deutschland. Wir haben uns zu diesem Thema mit einer nigerianischen Mutter, die seit kurzem in Deutschland lebt und von dem Thema betroffen ist, unterhalten. Read the rest of this entry »


Rote Post #32

Posted: November 12th, 2020 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #32

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BADEN-WÜRTTEMBERG

INTERVIEW MIT EINER BETROFFENEN VON POLIZEIGEWALT

Rote Post: Du warst letztens am Wochenende draußen mit deinen Freunden und wurdest von den Bullen kontrolliert. Erzähl doch mal, was dort passiert ist.

Gali: Wir waren draußen mit ein bisschen Wein und einer Musikbox. Nach so ungefähr zwei Stunden kam ein Streifenwagen, der uns unter dem Vorwand von Corona-Maßnahmen kontrollieren wollte. Einer der Polizisten hat sich über meinen nicht-deutschen Nachnamen lustig gemacht und mich während der Personalienaufnahme weiter schikaniert, indem er meinte, ob ich es denn schaffe, meinen Namen zu buchstabieren. Weil er mich auch noch gefragt hat, ob ich überhaupt einen deutschen Pass habe, nur weil ich eine schwarze Frau bin, habe ich ihn darauf angesprochen, warum er so rassistische Kommentare macht. Er wollte mich dann durchsuchen, was ich verweigert habe, weil ich keine Straftat begangen habe. Als er seine Kamera angemacht hat, habe ich ihn gefragt warum er mich einfach kontrolliert und filmt. Weil er mich unbedingt durchsuchen wollte, hat er dann zwei weitere Streifenwagen gerufen.

Als mich eine Polizistin greifen wollte, bin ich zurückgewichen, und dann ging alles ziemlich schnell und ich lag auf dem Boden. Ich hatte Knie im Bauch, ein Polizist hat sich auf meine Schultern gesetzt und mein Kopf wurde, als ich schon auf dem Boden lag, gegen den Boden geschlagen. In der Zwischenzeit waren weitere Polizeiautos da und es saßen acht Bullen auf mir drauf. Ich hab die ganze Zeit geheult und geschrien, dass mir alles weh tut. Sie haben mir dann Hand- und Fußfesseln angelegt und mich gegen das Polizeiauto gepresst. Dann wurde ich auf die Polizeiwache gebracht.

Auf der Wache haben Sie mich dann erst mal wieder auf den Boden geworfen und mit Händen und Füßen an einen Stuhl gefesselt. Als ich gefragt habe, warum ich wie ein Schwerverbrecher behandelt werde, haben sie gesagt, ich wäre selber schuld, weil ich nicht wüsste, wie man sich benimmt. Auf der Wache habe ich den anderen Polizisten von den rassistischen Beleidigungen berichtet, woraufhin sie meinten, dass das doch gar nicht möglich sei. Die Bullen auf der Wache bestanden darauf, dass der erste Beamte alles richtig gemacht habe. Meine Mutter musste mich dann abholen und ich wurde nach Hause geschickt. Sie zählten auf, wegen was sie mich anzeigen wollen. Unter anderem meinten sie, dass ich gegen das Auto, gegen das sie mich gedrückt haben, getreten hätte und ich dafür angezeigt werden soll. Ich hatte das Gefühl, dass Sie mir nur Angst machen wollten.

Rote Post: Habt ihr versucht, den Konflikt zu dokumentieren?

Gali: Meine beste Freundin war auch dabei und wollte das alles filmen. Aber die Cops sind auf sie zugekommen und meinten zu ihr, sie würde die Polizeiarbeit behindern und deswegen bestraft werden. Außerdem drohten Sie damit, das Handy zu konfiszieren. Sie und alle Passanten, die sich das angeschaut haben, mussten den Platz verlassen. Ich hatte auf der Wache einen der Bullen gefragt, warum die alle weggeschickt wurden. Er hat offen zugegeben, dass sie nicht wollten, dass es Zeugen gibt. So nach dem Motto: „Dann hätten wir dich nicht verprügeln können.“ Während die Cops uns verboten haben, zu filmen, haben sie natürlich alles gefilmt mit ihren Bodycams. Das ist einfach nur beängstigend, dass sie richtig zuschlagen können und das Ganze auch noch selber filmen.

Rote Post: Hattest du nach diesem Vorfall nochmal Kontakt mit der Polizei?

Gali: Zwei Mal kam die Kripo unangekündigt bei mir und meinen Eltern Zuhause vorbei. Sie haben mich dazu gedrängt, einen Zettel zu unterschreiben, in dem sie behaupten, sie hätten mich über meine Rechte aufgeklärt. Ein jüngerer Bulle hat mich dann auch nochmal angerufen, damit ich nochmal erzähle, was passiert ist. Die ganze Zeit wollte er ein Geständnis aus mir rausquetschen. Die Fragen waren absichtlich so gestellt, dass ich mich einfach nur belaste, wenn ich sie beantworte.

Rote Post: Hattest du schon mal ähnliche Erlebnisse mit der Polizei?

Gali: Drei Wochen davor wurde ich schon mal von den Cops aufgehalten wegen Corona-Kontrollen. Dabei zeigten sie durch rassistische Äußerungen ihr wahres Gesicht. Als ich 13 war, habe ich mal meine Straßenbahnfahrkarte vergessen und wurde dann von den Kontrolleuren mit in deren Büro genommen. Dort sollte ich meinen Namen aufschreiben, als ich das gemacht hatte, haben sie gesagt, dass sie jetzt die Polizei rufen müssen. Ein Polizist hat mich dann dort vor Ort auf den Toiletten kontrolliert. Sie haben mir erklärt, dass sie mich mitnehmen müssen auf die Wache. Als ich mich aber geweigert habe und einfach von meiner Mutter abgeholt werden wollte, haben sie mir Handschellen angelegt und mich auf den Boden geworfen. Ein 13-jähriges Mädchen! Auf der Wache haben sie mich dann wegen eines Fahrscheins in eine Einzelzelle gesteckt. Meiner Mutter haben sie dann extra nochmal die Zelle gezeigt um ihr Angst zu machen.

Rote Post: In letzter Zeit hört man immer häufiger von vergleichbaren Erlebnissen und wie sich Jugendliche dagegen wehren. Woran glaubst du liegt das?

Gali: Man sieht wie der Staat den Bullen die Freiheit gibt, alles zu machen, ohne dafür belangt zu werden. Offensichtlich gibt es systematischen Rassismus, was man ja daran sieht, dass immer nur Ausländer kontrolliert werden. Weil viele Jugendliche davon betroffen sind, kommt es zu diesen Aufständen wie zum Beispiel in Stuttgart oder Frankfurt. Was dazu kommt ist die aktuelle Krise und die Probleme, die für die Massen daraus resultieren. Die Hälfte von meiner Abschlussklasse hat zum Beispiel keine Ausbildungsstelle gefunden. Die Lage spitzt sich ja auch nicht nur in Europa zu und die Leute merken, dass es nicht mehr weitergehen kann wie bisher. Deshalb bewegt sich gerade so viel und der Staat übt so massiv Gewalt aus.


Rote Post #31

Posted: Oktober 1st, 2020 | Author: | Filed under: Rote Post | Kommentare deaktiviert für Rote Post #31

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FRAUEN

DER AUSNAHMEZUSTAND SCHADET UNSEREN KINDERN

Nach Wochen, die wir zuhause eingepfercht wurden, füllen sich endlich wieder die Spielplätze. Der Ausnahmezustand wurde gelockert, natürlich erst einmal unter Vorbehalt. Für die meisten Mütter, mit denen ich mich auf den Spielplätzen unterhalte, bedeutet dies vorerst das Ende einer massiv belastenden Zeit. Sie alle erzählen davon, wie ihre Kinder in der Zeit des richtig krassen Ausnahmezustandes nicht mehr zur Schule oder in den Kindergarten durften, wodurch ihnen die tägliche Routine verloren ging. Auch, dass den Kindern der Umgang mit ihren Freunden verboten wurde, sorgte mit dafür, dass es unseren Kindern immer schlechter ging. Mit der Zeit wurden ihre Kinder immer unruhiger, wussten nicht mehr, wohin mit ihrer Energie und stritten sich häufiger mit ihren Geschwistern. Die Kinder, die schon zur Schule gehen, waren total gestresst davon, so viel Lernstoff alleine bewältigen zu müssen, und verloren irgendwann komplett die Motivation.

Von vornherein war doch klar, dass sich der Ausnahmezustand negativ auf unsere Kinder auswirken würde. Und das hat jetzt auch eine Studie des Hamburger Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf bestätigt. Die Ergebnisse der COPSY (Corona und Psyche)-Studie sind so deutlich, dass selbst die verantwortlichen Wissenschaftler erschrocken sind. Bei der Studie wurden etwa 2500 Kinder und Eltern befragt, wie sie die aktuelle Situation empfinden, und die Ergebnisse zeigen ganz klar, wie belastend die Situation für unsere Kinder ist.

71 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Maßnahmen äußerst belastet. Zwei Drittel von ihnen geben eine verminderte Lebensqualität und ein geringeres psychisches Wohlbefinden an, was eine Verdopplung zu der Zeit vor dem Ausnahmezustand darstellt. Für zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen sind die Schule und das Lernen anstrengender als vor dem Ausnahmezustand. Sie haben Probleme, den schulischen Alltag zu bewältigen und empfinden diesen teilweise als extrem belastend.

Das Risiko für psychische Auffälligkeiten steigt von rund 18 Prozent vor den Corona-Maßnahmen auf 31 Prozent während der Krise. Die Kinder und Jugendlichen machen sich mehr Sorgen, um die 20 % der Kinder zeigen Auffälligkeiten wie Hyperaktivität, emotionale Probleme und Verhaltensprobleme. Und die Auswirkungen sind nicht nur psychisch, sondern auch körperlich.

Und dann kommt das besonders Interessante, nämlich, dass die Forschung belegt, dass es zwischen den Kindern verschiedener gesellschaftlicher Klassen deutliche Unterschiede gibt. So heißt es:

„Vor allem Kinder, deren Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss beziehungsweise einen Migrationshintergrund haben, erleben die Coronabedingten” Veränderungen als äußerst schwierig. Fehlende finanzielle Ressourcen und ein beengter Wohnraum führen ebenfalls zu einem hohen Risiko für psychische Auffälligkeiten. Mangelnde Rückzugsmöglichkeiten und fehlende Tagesstruktur können besonders in Krisenzeiten zu Streit und Konflikten in der Familie führen.”

Da steht es: Unsere Kinder leiden besonders darunter. Mit „niedrigen Bildungsabschluss” und „Migrationshintergrund“ sind wir, die Arbeiterklasse in diesem Land, gemeint. Wir haben keinen großen Garten, in dem unsere Kinder spielen können. Unsere großen Kinder müssen auf die Kleinen aufpassen, weil wir kein Homeoffice machen können. Dass die Kinder, deren hauptsächliche Möglichkeit, um sich zu bewegen und Freunde zu treffen, der Spielplatz ist, während Spielplatzschließungen unausgelastet sind, ist klar. Natürlich sind die Kinder total überfordert mit der Situation und kommen schlecht klar.

Nach dem bisherigen Erkenntnisstand ist der Verlauf einer ohnehin relativ unwahrscheinlichen Erkrankung infolge einer Corona-Infektion bei Kindern im Allgemeinen sehr milde. Unsere Kinder leiden also grundlos unter all den Maßnahmen, die man gegen sie richtet. Ihnen wurde der Sportclub, das Jugendzentrum – jede Möglichkeit, sich legal zu treffen, genommen. All dies wird entschieden, ohne, dass sie jemals dazu gefragt oder zu Wort gekommen lassen werden. Und da sind wir Eltern auch mit für verantwortlich. In dieser Gesellschaft wird so getan, als wären Kinder nicht in der Lage, die Situation, die aktuell vor sich geht, zu begreifen und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Kinder sind aber keine hilflosen Wesen, die vor der Realität geschützt werden müssen. Sie verstehen es sehr gut, wenn etwas falsch läuft und sie haben das Recht, dies festzustellen und Lösungen für die Probleme zu finden. Jeden Tag sehen die Kinder doch in ihrer Nachtbarschaft, dass es nicht nur ihnen allein schlecht geht, sondern, dass die anderen das Gleiche erfahren. Wenn das Jugendzentrum also wieder schließt, betrifft das viele Kinder. Warum sollten sich die Kinder dagegen nicht zusammentun und sich austauschen über die konkreten Probleme und diskutieren, wie man z.B. die Forderung, dass das Jugendzentrum wieder aufmacht, durchsetzen kann? Wieso sollten sie sich nicht organisieren? Genügend Probleme gibt es auch bei den Kindern. Schlechte und kaputte Spielplätze, Schimmel in den Schulräumen, dass der Sportverein dicht macht oder dass unsere Kinder grundlos von der Polizei kontrolliert werden. Diese ganzen Dinge richten sich direkt gegen unsere Kinder und das merken sie auch. Und eigentlich immer steckt in den Kindern der Drang, gegen diese Ungerechtigkeiten vorzugehen und so steckt in ihnen auch der Drang, die Ausbeutung und Unterdrückung zu bekämpfen.

Unterschiedliche Menschen haben ihre Organisationen: Arbeiter, Frauen, Studenten usw. Warum sollten Kinder nicht ein Recht Organisationen haben, in denen sie dafür kämpfen, dass nie wieder jemand ausgebeutet und unterdrückt wird. Kinder können das sehr gut verstehen und dadurch, dass sie so wenig, im Vergleich zu uns Erwachsenen, von dieser alten Gesellschaft mitbekommen haben, auch andere, neue Ideen entwickeln. Gerade jetzt, wo stürmische Zeiten anstehen, ist es wichtig, sie darauf vorzubereiten. Dazu fällt mir eine Stelle aus dem Buch „Die Hälfte des Himmels ein“ (in RoPo-Ausgabe #26 wurde dazu eine Rezension dazu veröffentlicht), die mich tief beeindruckt hat; die Autorin [Claudi Broyelle] beschreibt dort folgend:

„Das erinnert mich an jenen kleinen Vietnamesen, den wir in einem Bericht über Nordvietnam im Fernsehen gesehen hatten; man sah die Kinder beim militärischen Training, wie sie lernten, eine Granate zu entsichern, sich organisierten, um ohne Panik in den Bunker zurückzukehren, etc. Der Journalist hatte gefragt: „Aber findest du, dass das die richtigen Beschäftigungen für ein Kind sind, diese militärischen Vorbereitungen? Und das Kind hatte geantwortet: „Glauben Sie, dass die amerikanischen Bomben die Kinder verschonen werden? Glauben Sie, dass die Kinder außerhalb des Krieges bleiben können, wenn das ganze Land angegriffen wird? Nein! Darum ist es wichtig, dass die Kinder bewaffnet werden und lernen, dem Aggressor Widerstand zu leisten.””

Auch die aktuellen Beispiele der Volkskriege, der nationalen Befreiungsbewegungen kurz, überall wo für die gerechte Sache gekämpft wird, beteiligen sich Kinder und Jugendliche. Und machen wir uns nichts vor, eine Revolution ist nichts gemütliches und sanftes, und es ist notwendig, die Kinder darauf vorzubereiten. Und vielleicht sind sie auch die Generation, die das Glück haben wird, eine andere, eine neue Gesellschaft zu erleben. Um diese zu erkämpfen und aufzubauen, müssen wir unseren Kindern das Recht zugestehen, sich aktiv an der Revolution zu beteiligen und sich in den Reihen des Proletariats zu organisieren.

Anteil der 11- bis 17-jährigen Befragten (COPSY-Studie) mit Symptomen